Karl Josephs
Von Wilma Hoekstra-von Cleef, Aachen
Am 8. Oktober 1927 bekamen Albert Josephs und seine Frau Frieda, geborene Weil, ihr erstes und einziges Kind, einen Sohn. Sie nannten ihn Karl (vielleicht nach seinem Onkel, der im 1. Weltkrieg gefallen war). Und wiederum vielleicht in Abgrenzung davon wurde sein Rufname Karlo.
Karlo war ein eher zartes Kind, blond, sensibel und von keiner robusten Gesundheit. Er ging mit den anderen Gangelter Kindern in den Kindergarten und später in die Volksschule.
Zeitzeugen schildern ihn als ein sehr freundliches, liebes und anhängliches Kind, das zudem ausnehmend wohlerzogen war. Daran erinnert sich die Mutter der Biografin, eine Tochter der Nachbarfamilie Peters. Schneidermeister Peters wohnte mit Frau und drei Kindern im Nachbarhaus des Geschäftshauses der Josephs in der Heinsberger Straße. Deren jüngster Sohn Josef war fünf Monate älter als Karlo und dessen liebster Spielgefährte. Oft kam Karlo herüber ins Nachbarhaus und fragte artig: "Tante Peters, darf der Jofes zu mir spielen kommen?" Obwohl (oder: weil?) Karlos Familienname mit dem Vornamen des Freundes beinahe identisch war, konnte er ihn als kleines Kind nicht richtig aussprechen, was die Erwachsenen entzückte.
Frau Maria van den Eynden, eine heute hochbetagte Dame, war damals Verkäuferin bei Josephs, zusammen mit einer Tante der Biografin. Sie erzählt immer noch gerne, dass sie, wenn keine Kunden da waren, mit den beiden Jungen im Laden und im Lager Verstecken spielte. Sie hatte eine Wäschetheke zu betreuen mit großen Schubladen, in denen sich die Jungen liebend gerne versteckten. Weil Familie Josephs großzügig und gütig war, brauchten sich die Freunde oft nicht einmal zum Mittagessen zu trennen, denn "Jofes" durfte mitessen.