Gedenkbuch 2006

Paula Klein geborene Herz
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Von Jürgen Grupe, Aachen

Paula (Pauline) Klein geborene Herz geb. am 29. 8. 1869 in Aachen
Konfession: jüdisch
verheiratet mit Siegmund Klein, Geburtsdatum unbekannt, gest. 30.3.1901

Die Eltern:
Abraham Herz Sarah Herz geb. Heinemann
gest. 26.10.1908 gest. 10.11.1907

Sie hatte zwei Kinder:
Walter Klein geb. 11.03.1898 in Aachen gest. 05.12.1944 in Dachau
Else Klein verheiratete Clahsen geb. 23.11.1901 in Aachen
gest. 27.1.1941 in der Hardter Waldklinik in Möchengladbach, heute als Euthanasie-Klinik bekannt

Paula Klein besaß ein Tabakwarengeschäft am Büchel. Das Haus war ihr Eigentum, ihre Wohnung befand sich auf der ersten und zweiten Etage.

Im Jahre 1938 wurde das ganze Haus, also das Geschäft und die Wohnung, arisiert. Paula Klein zog als Untermieterin in ein Zimmer, welches gleichzeitig Küche und Schlafzimmer war. Es wurde von ihr Mausefalle genannt und befand sich in dem Haus Korneliusstr. 26 (heute Mefferdatisstraße).

Im selben Haus wohnte ein hoher SS-Offizier der Arisierungen durchführte. Dieser SS-Mann und die Vermieterin des Zimmers sowie eine Freundin ihrer Tochter Else vorsorgten sie mit Lebensmitteln.

Des weiteren hat der SS-Mann, Pohler, die Akten, die Paula Klein als Jüdin auswiesen, im Einwohnermeldeamt vernichtet; dadurch blieb sie wahrscheinlich von den Auswüchsen der Pogromnacht vom 9.11. auf den 10.11.1938 verschont. Im Gegensatz dazu wurden das Haus und die Schneiderwerkstatt ihres Bruders Josef Herz in der Harscampstrasse verwüstet.

Da Paula Klein nicht als Jüdin bekannt war, entging sie auch dem Heydrich-Befehl, der das Tragen des Davidsterns vorsah.

Am 21.7.1942 fiel Paula Klein durch Verrat doch noch in die Hände der Gestapo. Im Laufe der Verhaftungsaktion wurde Pohler als Verräter standrechtlich vor seinem Wohnhaus erschossen.

Verraten wurde Paula Klein von einer Schwester ihres Schwiegersohnes, sie wurde in das jüdische Altenheim Kalverbenden eingeliefert.

Am 25.7.1942 ging Paula Klein mit dem Transport VII/2 nach Theresienstadt. Sie wurde in der Deportationsliste unter Nr. 87 geführt.

Ca. 2 Jahre später am 15.5.1944 wurde sie mit dem Transport DZ-1820, der aus ca. 2000 Menschen bestand, nach Auschwitz-Birkenau in das sog. Theresienstätter Familienlager in den Lagerabschnitt BIIb geschickt.

Ankunft dort war der 16.5.1944; seither gilt Paula Klein als verschollen.

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Wir danken Herrn Helmut Clahsen, der durch sein Buch "Mama, was ist ein Judenbalg" sowie viele Hinweise, die er uns im persönlichen Gespräch gab, diese kurze Biographie möglich machte.