Gedenkbuch 2006

Laura Weil geborene Weil

Von Miriam Flosdorff und Fatma Kalem, Herzogenrath

4 Ebenda, S.11 5 s. Jahresblätter a.a.O., Alsdorf (Hrsg.) 1996, S. 24 6 s. Jahresblätter a.a.O., Alsdorf (Hrsg.) 1996, S. 11 7 s. Jahresblätter a.a.O., Alsdorf (Hrsg.) 1996, S. 24 f 8 s. Jahresblätter a.a.O., Alsdorf (Hrsg.) 1996, S. 9 9 s. Jahresblätter a.a.O., Alsdorf (Hrsg.) 1996, s. 25 10 s. Jahresblätter a.a.O., Alsdorf (Hrsg.) 1998, s. 140 11 diese waren ebenfalls am 10.11. ihrer Existenz beraubt worden, s. Heimatkalender des Kreises Heinsberg, 1993, hrsg.vom Kreis Heinsberg, s. 117 12 s. Jahresblätter a.a.O., Alsdorf (Hrsg.) 1996, s. 12 f 13 s. Jahresblätter a.a.O., Alsdorf (Hrsg.) 1996, s. 24 14 s. Jahresblätter a.a.O., Alsdorf (Hrsg.) 1996, s. 13

Eines der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus war unter anderen auch Laura Weil. Laura Weil, geborene Weil, kam als Tochter der Eheleute Philipp Samuel Weil und Johanna Michel am 25.03.1871 in Wersch, Gemeinde Weiden auf die Welt. Sie war eines der drei Kinder der Eheleute Weil. Ihre beiden jüngeren Brüder hießen Karl Weil (geboren am 26.12.1872 in Alsdorf und gestorben im Jahre 1942 in Theresienstadt) und Hermann Weil (geboren am 13.10.1875 in Alsdorf).1

Sie lebte mit ihrer Familie in Alsdorf; ihr Vater war von Beruf Handelsmann.2

Im Jahre 1896 heiratete sie den Maler- und Anstreichermeister Isidor Weil.3

Ihr Ehemann war ebenfalls Jude.4

Mit ihm bekam sie in Alsdorf vier Kinder. Am 20.06.1897 erblickte ihr erstes Kind Erna Weil das Licht der Welt. Ihr zweitgeborenes Kind war ein Junge namens Walter und wurde am 15.12.1899 geboren.5 Walter besuchte fünf Jahre lang die katholische Volkshochschule und wechselte zum damaligen Zeitpunkt zum Katholizismus, unter anderem wegen seiner ersten großen Liebe namens Gertrud Laufen, die ebenfalls eine katholische Bürgerin war.6 Seine Ehefrau Gertrud Laufen war die Tochter des Bäckermeisters Mathias Laufen und dessen verstorbener Frau Friederike Agnes Meeßen und kam am 24.07.1900 auf die Welt. Die Hochzeit von Walter und Gertrud fand am 17.11.1925 in Würselen statt.7 Bis zu seinem Todestag lebte er als Witwer in Brüssel.8

Das dritte Kind des Ehepaars Weil war ebenfalls ein Junge und wurde Richard genannt. Dieser wurde am 13.07.1901 geboren. Auch er heiratete. Nähere Angaben zu seiner Ehe sind nicht bekannt.

Das letzte Kind der Eheleute Laura und Isidor Weil wurde am 20.04.1903 geboren und wurde Frieda genannt. Diese ging am 05.11.1926 eine Ehe mit Herrn Albert Josephs (geboren am 02.04.1890) ein, der ein Kaufhaus in Gangelt führte. Sie lebte seit ihrer Hochzeit mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn namens Karl, geboren am 08.10.1927, in Gangelt.9

Lauras Ehemann Isidor Weil gab aus Altersgründen seine Handwerkstätigkeit auf und kaufte das Haus in der Hindenburgstraße 18 (heutige Rathausstraße) in Alsdorf und unterhielt dort ein Geschäft, in dem er verschiedene Artikel verkaufte und die anderen Geschäftsräume an Nichtjuden, einen Arzt und einen Zigarrenhändler vermietete.. Im obersten Geschoss wohnten die beiden selbst.10 Zu ihren christlichen Nachbarn pflegten die beiden ein freundschaftliches Verhältnis.

In der "Kristallnacht" (heute Reichspogromnacht genannt) am 09.11.1938 fuhr der zweitälteste Sohn (Walter) der Laura Weil mit seiner Frau und seinem Sohn zunächst nach Elsdorf, um seine Tante und seinen Onkel zu besuchen. Er fand die Wohnung verwüstet und zerschlagen vor. Daraufhin fuhr er zu seinen Eltern Laura und Isidor nach Alsdorf und sah deren Wohnung im Obergeschoss im gleichen zerstörten und verwüsteten Zustand. Laura Weil war nervlich am Ende, da ihre Wohnung zerschlagen wurde, während die Geschäftslokale der Nichtjuden unberührt blieben. In dieser Nacht wurde auch ihr Ehemann verhaftet, der jedoch glücklicherweise durch die Hilfe von Gertrud Weil, geborene Laufen, der Schwiegertochter, befreit wurde.

Laura Weil lebte danach mit ihrem Ehemann einige Wochen in Köln, bis sie eine Aufforderung seitens des Ortsgruppenleiters Küpper erhielt, das Haus in Alsdorf so schnell wie möglich zu verkaufen, was auch passierte. Daraufhin zog Laura Weil mit Ihrer Tochter Frieda, ihrem Schwiegersohn und dem Enkelkind11 sowie mit ihrem Ehemann nach Aachen, von wo aus sie mit anderen Juden zusammen in das Barackenlager Grüner Weg 12 in Aachen verschleppt wurden.12 Von dort aus wurden sie am 12.04.1942 in das Ghetto Eupener Straße 249 überführt und am 25.07.1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.13 Es muss bitter für sie gewesen sein zu erleben, dass ihre Tochter Frieda und der Enkel Karl am 15. Juni schon den Zug nach Polen besteigen mussten. Sie hat sie nie mehr wiedergesehen: Frieda und Karl wurden nach Izbica und später ins Warschauer Ghetto deportiert.

Herr Isidor Weil wurde am 30.08.1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet, Laura Weil wurde am 28.08.1943 verbrannt. Insgesamt sind 27 Mitglieder der Familien Weil ermordet worden.14